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Archiv: Nachrichten & Meinungen

aus und über Himmelpfort (v. 30.8.2010)

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Nicht alle Informationen dieses Artikels sind auf dem aktuellen Stand. Hier finden Sie Hinweise auf Updates. (Red.)

Klostergebäude durch Brand zerstört

Das brennende 'Brauhaus' in Himmelpfort
Um 4 Uhr 30 stand der ganze Dachstuhl in Flammen.

In den frühen Morgenstunden des 21. August 2010 ist in Himmelpfort das sogenannte Brauhaus bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Dieses Gebäude war bis dahin einer der am besten erhaltenen Teile der mittelalterlichen Klosteranlage. Während ein großer Teil der eigentlichen Klostergebäude nach Reformation und dreißigjährigem Krieg zerstört war oder - nicht mehr gebraucht - verfiel und abgerissen wurde, konnte dieses am Rand des Klosterbezirks gelegene Gebäude als Lagerhaus weitergenutzt werden und wurde daher immer wieder instandgesetzt.

Im 19. Jh. wurde es zu einem Wohnhaus umgebaut; aus dieser Zeit stammen die auch heute noch zu sehenden unmaßstäblichen Spitzbogenfenster an der Straßenseite. 1945 stürzte der Giebel auf der dem Schleusengraben zugewandten Seite ein, als die Brücke gesprengt wurde. Nach vielerlei Nutzung stand das Gebäude zuletzt weitgehend leer und befand sich in relativ schlechtem, vernachlässigtem Zustand. Die privaten Eigentümer versuchten seit Jahren vergeblich, es zu verkaufen.

Ein riesige Rauchsäule erhob sich über dem Dorf
Eine riesige Rauchsäule erhob sich über der Dorfmitte.

Als die Feuerwehr am Brandort eintraf, stand bereits der gesamte, fast 50 Meter lange Dachstuhl in Flammen. Daher war es nicht mehr möglich, die Zerstörung der ganzen Dach- und Innenkonstruktion des Gebäudes zu verhindern. Über die Ursache des Brandes kann nach so kurzer Zeit lediglich spekuliert werden. Leider gab es in den vergangenen Monaten in Himmelpfort eine ganze Serie von Brandlegungen an leerstehenden Gebäuden, viele davon in direkter Nähe zum jetzt niedergebrannten, so daß vielerseits von einem Zusammenhang dieser Ereignisse ausgegangen wird. (Update: inzwischen wird aufgrund erster Ermittlungsergebnisse auch offiziell Brandstiftung als Ursache angenommen.)

Immerhin konnte der nordwestliche, im backsteingotischen Stil verzierte Giebel des Gebäudes erhalten werden. Dieser Giebel war zusammen mit dem großen Ziegeldach viele Jahre prägend für Himmelpfort.

Die große ortsbildprägende und historische Bedeutung des Gebäudes macht diesen Brandschaden zu einem sehr schweren Verlust für Himmelpfort. Um so wichtiger ist es, daß nun in Einvernehmen mit den Eigentümern ein Konzept für die Zukunft des Gebäudes entwickelt wird. Dies wäre angesichts des langsamen Verfalls der vergangenen Jahre eigentlich ohnehin schon nötig gewesen und ist nun absolut dringlich: denn es wäre für Himmelpfort und das Klosterensemble nicht zuträglich, wenn womöglich über Jahre hinweg an diesem zentralen Ort eine Brandruine stehenbliebe.

Nutzungskonzept gesucht

Vor dem Brand: eine ortsbildprägende Silhouette.
Vor dem Brand

Hier liegt nun aber auch die große Schwierigkeit. Eine zukünftige Nutzung eines wiederhergestellten 'Brauhauses' müßte verschiedene, nicht leicht miteinander vereinbare Ziele miteinander verbinden. Selbsttragend sollte sie sein, damit nicht, wie bei vielen ähnlichen Objekten, nach wenigen Jahren nur noch die Privatisierung als Rettung vor den laufenden Personal- und Unterhaltskosten bleibt, und damit ein mit öffentlichen Mitteln saniertes Objekt später weit unterhalb der Investitionskosten an Privatinvestoren abgestoßen wird und der öffentlichen Nutzung verloren geht. Daher muß die zukünftige Nutzung überdurchschnittlich attraktiv sein und sich deutlich von anderen Angeboten und ähnlichen Objekten abheben. Eine bloße Anlehnung an andere, vergleichbare Projekte in der Region kommt schon daher nicht in Frage. Diese Projekte sollten aber durchaus genau betrachtet werden, sowohl um ihrer guten Ansätze wie auch ihrer Probleme willen.

Die Brandruine von der Klosterstraße
Nach dem Brand bietet sich ein trauriger Anblick

Wünschenswert wäre weiterhin, daß eine zukünftige Nutzung deutliche Bezüge zum regionalen und historischen Kontext aufweisen möge. Himmelpfort bietet hier vielfältige Anknüpfungspunkte. Durch die mittelalterliche Klostergründung und das in seinen Umfassungsmauern aus dem Mittelalter stammende Gebäude drängt sich der Bezug zum Thema Mittelalter geradezu auf. Daß eine nicht nur museale Präsentation sehr populär sein kann, hat das diesjährige Dorffest mit seiner Mittelalterthematik gezeigt.

Ein weiterer offensichtlicher Bezugspunkt ist Himmelpforts Lage in der uckermärkisch - mecklenburgischen Seenlandschaft. Eine attraktive Präsentation dieser Natur- und Kulturlandschaft, zu der Himmelpfort nicht nur zufällig durch seine Lage, sondern auch als Zisterzienserkloster und damit Stützpunkt der Kolonisation, später dann als Schiffahrtszentrum und heute als Erholungsort vielfältige Beziehungen hat, ist in der Region überhaupt noch nicht vorhanden. Wie attraktiv selbst eine eher konventionelle Aufbereitung schon der Naturthematik sein kann, zeigt das [1] Müritzeum in Waren. Zudem böte dieses Thema auch die Möglichkeit, die Einbindung Himmelpforts in den Naturpark Uckermärkische Seen zu verbessern, denn diese ist bis jetzt eher gering.

Am nächsten Morgen.
Nur die Umfassungsmauern blieben erhalten.

All diese Ideen sollen als Anregungen verstanden werden, als Spielplatz für die Gedanken und die Kreativität. Davon wird in Himmelpfort jetzt viel gebraucht, denn die Katastrophe birgt in sich, so makaber das auch ist, den möglichen Keim des Neuen und vielleicht sogar Besseren. Allerdings läuft die Zeit; je schneller ein umsetzbares Konzept gefunden wird, desto besser. Mit jedem Monat oder gar Jahr, das vergeht, wird der unmittelbare Eindruck des Brandunglücks schwinden und durch Anderes überdeckt werden; umso schwerer wird es dann für Himmelpfort sein, noch die Akteure zu motivieren und die nötigen Mittel zu erlangen.

Spendenaufruf/Belohnung

Da die Ermittlungen inzwischen den Verdacht auf Brandlegung erhärtet haben, haben der Ortsbeirat Himmelpfort und die Stadt Fürstenberg eine Belohnung für Hinweise, die zur Aufklärung führen, ausgesetzt. Alle, die zur Erhöhung des Belohnungsbetrages beitragen möchten, können dies per Überweisung (Konto 3753810117, BLZ 16050000 MBS Potsdam, Verwendungszweck 0172.OVW Spende Brandschaden Brauhaus Himmelpfort) oder direkt bei der Stadtkasse im Rathaus Fürstenberg tun.

Sollte die Belohnung nicht ausgezahlt werden, erhalten die Spender ihre Beiträge zurück. Spenden für den Wiederaufbau des Brauhauses selbst können leider noch nicht entgegengenommen werden, da sich dieses ja weiterhin in Privatbesitz befindet. Es bleibt zu hoffen, daß die Eigentümer eine zügige Klärung der Versicherungsangelegenheiten herbeiführen und anschließend eine Übertragung an einen öffentlichen Träger erfolgt, ohne daß diese durch überzogene Forderungen behindert wird.

Traurige Aussichten

(Update, November 2010) Inzwischen hat sich die Situation am Brauhaus kaum verändert. Noch immer steht die Ruine in dem selben traurigen Zustand mitten im Dorf, wie ihn unsere Bilder hier zeigen (lediglich die Schornsteine wurden noch am Tag, als die Bilder aufgenommen wurden, beseitigt). Durch die zersprungenen Fenster blickt man auf Schutt und zerstörte Bilder aus der Galerie, die die Räume genutzt hat. Rund um das Haus liegen verkohlte Balken und herabgefallene Ziegel. Vor dem historischen Nordgiebel ist der Weg zum Park auf dem Klostergelände weiträumig mit einem Bauzaun versperrt, da nicht sicher ist, ob der Giebel nicht einstürzt.

Zu Wort gemeldet haben sich inzwischen die Eigentümer: Gegenüber der 'Gransee-Zeitung' lehnten sie jede Beteiligung am Sicherungsmaßnahmen am Giebel oder anderen Teilen der Ruine ab. Es scheinen sich Befürchtungen zu bestätigen, daß die Eigentümer sich auch weiterhin ihrer Verantwortung entziehen wollen. Statt die notwendige Sicherung in die Weg zu leiten, schlagen sie vor, den historisch und für das Ortsbild hochwichtigen Giebel einreißen zu lassen. Dies muß unbedingt verhindert werden, denn was einmal verloren ist, wird wohl, so muß leider gesagt werden, verloren bleiben.

Diese ernüchternde Zwischenbilanz kann zur Zeit gezogen werden: die Wunde in der Dorfmitte klafft noch immer; die Chancen auf einen Wiederaufbau schwinden immer mehr; die Unterstützungsangebote nach dem Brand scheinen nur schöne Worte gewesen zu sein; man kann nur hoffen, daß wenigstens die Denkmalbehörden gegenüber den Eigentümern auf der Rettung der verbliebenen Teile bestehen; und die Ermittlungen nach dem Täter sind auch nicht vorwärtsgekommen, obwohl die Belohnung auf 3500 Euro gestiegen ist.

Im Gegenteil: am 19.11.2010 ist schon wieder ein leerstehendes, ebenfalls historisches Gebäude im Ortsteil Pian niedergebrannt. Ob es Brandstiftung war, und wenn, ob der Täter der selbe war, kann bis jetzt niemand sagen.

Mit diesen traurigen Aussichten tritt Himmelpfort in diesem Jahr in die Adventszeit ein. Die Weihnachtsmärkte werden direkt neben der Brauhausruine stattfinden. Uns bleibt nur die immer geringer werdende Hoffnung, daß sich doch noch eine neue Perspektive für diese alte, geschundene Gebäude findet.

Updates (April 2012)

Da die Brandserie nun anscheinend aufgehört hat, ohne daß ein Urheber ausfindig gemacht worden ist, ist vermutlich der Hinweis auf die Belohnung nicht mehr relevant. [2] Aktuellere Informationen zur Lage um das Brauhaus gibt es hier.

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