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29.5.2015. Unser Thema: Der Große Kastavensee wird Stadteigentum

Großer Kastavensee

Update (Dezember 2015): Übernahmebeschluß bekräftigt

Für Erstaunen, Empörung und Befremdung sorgte die Stadtverwaltung Fürstenberg mit einem im November 2015 vorgelegten Antrag an die Stadt­ver­ord­net­en­ver­sam­mlung, dessen Ziel es war, den Beschluß zur Übernahme des Großen Kastavensees aufzuheben und diese Übernahme zu verhindern. Stattdessen schlug die Stadtverwaltung vor, die Stadt Lychen »aufzufordern, den See zu übernehmen« (so [1] Bauamtsleiter Lunkenheimer gegenüber der Gransee-Zeitung).

Wie aus informierten Kreisen zu erfahren war, hat die Stadtverwaltung seit dem im Mai gefällten Beschluß zur Übernahme des Sees (siehe unten) anscheinend nur geringe oder gar keine Anstrengungen unternommen, den Beschluß auch umzusetzen. Stattdessen versuchte sie nun erneut, mit vorgeschobenen Argumenten die Übernahme des Sees zu verhindern, zog allerdings ihren Antrag angesichts der einhelligen Ablehnung in der Stadtverordnetenversammlung zurück. Damit gilt weiterhin der Übernahmebeschluß. Es bleibt zu beobachten, ob die Stadtverwaltung nunmehr bereit ist, ihn auch umzusetzen.

[29.5.2015] Stadtverordnetenversammlung beschließt Übernahme

Der große Kastavensee liegt fast völlig von Wald umgeben am nordöstlichen Rand der Gemarkung Himmelpfort an der Grenze zu Mecklenburg. Dieser stille Rinnensee war einst Teil der Erstausstattung des Zisterzienserklosters Himmelpfort (urkundl. 1299). Nach dem Ende der DDR gehörte er zu einem Konvolut an Gewässern, die ins Eigentum der Bundesrepublik kamen.

Sommer am Großen Kastavensee
Sommer am Großen Kastavensee

Das Land Brandenburg hat die auf seinem Gebiet liegenden Gewässer aus diesem Paket vom Bund erworben. Wenn die Städte bzw. Gemeinden, auf deren Gebiet die Gewässer liegen, eine Übernahme beschließen, gibt das Land die Gewässer unentgeltlich ab.

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Fürstenberg/Havel hat nun einstimmig auf Antrag des Regionalen Bürgerbündnisses und der SPD die Übernahme des Großen Kastavensees beschlossen. Das bedeutet, daß der See nach Abarbeitung der nötigen Formalitäten in das Eigentum der Stadt Fürstenberg übergeht. (Korrektur: irrtümlich hatten wir behauptet, daß der Beschluß mit den Stimmen von SPD und RBB gefaßt worden sei.) Damit stellte sich das Stadtparlament gegen eine Beschlußvorlage der Stadtverwaltung, die eine Ablehnung der Übernahme des Sees vorsah.

Dieser Beschluß sichert nicht nur die weitere Zugehörigkeit des Sees zu Himmelpfort bzw. Fürstenberg, wie sie schon aus historischen Gründen wünschenswert war. Er schützt darüberhinaus den See vor Privatisierungen und erhält ihn langfristig als Allgemeingut.

Der Große Kastavensee ist mit dem südlich angrenzenden Oberkastavensee Teil eines abgeschlossenen Seensystems ohne Zuflüsse und ohne oberirdische Abflüsse. Die weiter nördlich anschließend in der Seenrinne liegenden Seen sind durch die Landbarriere, über die der Weg Retzow - Dabelow (die historische Poststraße Richtung Strelitz und Rostock) verläuft, vom Kastavensee getrennt. Wasser kann das System nur durch Verdunstung, Durchsickerungen und Grundwasserströme verlassen.

Gewässer von überregionaler Bedeutung

Diese isolierte Lage, ohne Zuflüsse und abseits intensiv genutzter Flächen, hat dazu beigetragen, daß sich der Großen Kastavensee als ein seltener nährstoffarmer Klarwassersee erhalten hat. Aufgrund seines sehr guten ökologischen Zustands ist er als ein Referenzgewässer nach der EG-Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union eingestuft, also als ein Gewässer vorbildlichen, beispielhaften Zustandes.

Insbesondere die Bestände an Armleuchteralgen, man könnte sagen, dem Tang der norddeutschen Klarwasserseen, sind hier noch sehr bedeutend. Diese Wasserpflanzen gedeihen nur in wenigen, speziellen Lebensräumen, unter anderem in kalkreichen, klaren, geschichteten Seen. Einst waren sie so verbreitet, daß sie wegen ihres hohen Gehalts an Kalk und anderen Nährstoffen als Dünger (der sog. 'Post') genutzt wurden, bei ihrer heutigen Seltenheit kaum vorstellbar: durch Intensivierung der Landwirtschaft, Abwassereinleitungen, Besatz mit pflanzenfressenden Karpfenarten und Nährstoffeinträge durch Luftverschmutzung sind diese Pflanzen heute teils schon ausgestorben, teils stark gefährdet. Hier im märkisch-mecklenburgischen Grenzgebiet hat sich einer der letzten Rückzugsräume dieser Gewächse erhalten. Sehr informativ ist die [2] Bestandsaufnahme des brandenburgischen Landesumweltamtes aus dem Jahr 2011 (PDF).

Ein etwas verwachsener, aber sehr schöner Uferpfad folgt dem gesamten Ostufer des Sees, beginnend westlich des Vorwerks Sähle bis zur Badestelle in der Feriensiedlung Kastaven am oben genannten Weg (Lychen-) Retzow - Dabelow.

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